Es war 1558: Hamburger Kaufleute erwirkten beim „Ehrbaren Rat der Stadt Hamburg“ das Recht, sich einen Platz an der Trostbrücke in Hamburgs früherem Hafenareal herzurichten. Sie verband damals die bischöfliche Altstadt rund um Dom und Petrikirche mit der gräflichen Neustadt. Hier kamen sie täglich zusammen, um Qualitäten zu vergleichen und zu handeln. Dies war die Geburtsstunde der Hamburger Börse, einer der ältesten deutschen Börsen überhaupt. Schon damals war die Hamburger Börse von zwei Ideen geprägt: Eine internationale Ausrichtung verbunden mit einem starken Gemeinschaftssinn.
Tradition, gepaart mit ständiger Bereitschaft zur Innovation und zur Anpassung an den sich wandelnden Markt ist auch heute noch Leitbild hanseatischer Händler. Und viele Börsen haben von damals bis heute überdauert: die Hanseatische Wertpapierbörse, die Kaffeebörse, die Börsen der Versicherungswirtschaft und Hausmakler und so auch die Hamburger Getreidebörse. Die Getreidebörse ist dabei die letzte aktive existierende „Warenbörse“.
Die Börse dient dem Handelsgeschäft
Doch was ist eigentlich die Aufgabe einer Warenbörse? Ursprünglich ging es darum, die wirtschaftlichen Interessen der Börsenmitglieder zu fördern. Die Hamburger Getreidebörse bot beispielsweise ein Forum, wo Händler und Makler Geschäfte mit Getreide, Ölsaaten, Futtermitteln, Hülsenfrüchten oder Saatgut anbahnten und vermittelten.
Auch heute noch dient die Hamburger Getreidebörse dem Agrar-Handelsgeschäft. Sie gibt u.a. die Hamburger Futtermittelschlussschein und weitere Formularkontrakte heraus. Diese sollen helfen, Verträge fair abzuwickeln und Streitigkeiten zu verhindern. Sie sind öffentlich verfügbar und stehen hier zum Download bereit. Jeden Dienstag stellt die Notierungskommission der Getreidebörse zudem die Kassamarktpreise franko Hamburg für mehrere Getreidesorten, Futtermittel und Hülsenfrüchte fest und veröffentlicht sie als Preisorientierung für die Branche. Der Verein der Getreidehändler der Hamburger Börse e.V. ist der Träger der Hamburger Getreidebörse. Er führt zugleich ihre Geschäfte.
Auch in Zeiten der Digitalisierung bleibt die Börse lebendig
Früher trafen sich die Getreidehändler mit Ihren Warenproben täglich. Heute kommen die Marktteilnehmer dreimal im Jahr zu überregionalen Börsen in der Handelskammer Hamburg zusammen: Jeden Januar, April und August drängen sich bis zu 700 Teilnehmende in den Börsensaal. Sie sichten das Angebot der ausstellenden Unternehmen, teilen Marktinformationen und diskutieren darüber, schließen Geschäfte ab und pflegen Kontakte. Der tägliche Handel erfolgt heute weitgehend per Internet, E-Mail und Telefon – das Leben an den Börsen hat sich geändert, aber das persönliche Treffen hat nicht an Wert verloren. Es ebnet auch heute noch den Weg für reibungslose Geschäfte. Wir freuen uns, dazu beizutragen und das Börsenleben in Hamburg mit allen Börsenbesuchern lebendig zu halten.